banner004

Zum ersten Mal nahm dieses Jahr je ein Team der OLG Suhr an der weltweit grössten OL Staffel, der Venla und Jukola Teil. Nachfolgend findet ihr den Bericht zum Finnland-Abenteuer der Gruppe.
Viel Spass beim Lesen!

 

 



Am Dienstag, 14. Juni trafen sich 8 motivierte OL Läuferinnen und OL Läufer am Flughafen Zürich. Nach einem Abstecher im Migros und einem kurzen Besuch beim Bankomaten ging es weiter in Richtung Gepäckaufgabe und durch die Sicherheitskontrolle. Der Flug hatte bereits Verspätung und so blieb genügend Zeit, um sich etwas zu lesen zu kaufen, Flugzeuge anzuschauen und das richtige Gate zu finden. Mit etwa einer Stunde Verspätung ging es schliesslich los.
Nach einem Flug mit mehr oder auch etwas weniger angenehmen Sitznachbaren kamen wir spät Abends in Helsinki an. Auch all unser Gepäck hatte es in den hohen Norden geschafft und dank unseren Stapelkünsten war schnell alles in den zwei eher kleinen Mietautos verstaut. Nach etwa einer Stunde erreichten wir schliesslich unsere Unterkunft.

Am nächsten Morgen liessen wir es gemütlich angehen. Nach dem Frühstück am See und einer kurzen Besprechung, was das Tagesprogramm angeht, machten wir uns auf den Weg zum ersten Training. Einige hatten schon etwas mehr Erfahrung in skandinavischem Gelände, für andere waren es die ersten OL Erfahrungen in einem solchen Gelände. Der Wald war wunderschön und schnell belaufbar, jedoch hatte es kaum Wege und so entstanden einige grössere Suchaktionen. Nachdem es auch die letzten, mit etwas Verspätung, aus dem Wald geschafft hatten, fuhren wir ins Dorf um den ersten Einkauf zu tätigen. Nebst Gemüse, Früchten und Pasta durfte auch reichlich "Schrott" im Einkaufswagen nicht fehlen. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir gemütlich mit Baden im See und Jassen. Nach dem Abendessen machte sich Isi auf den Weg zum Flughafen, um Sebi abzuholen.

Der Berichtschreiber reiste aus geschäftlichen Gründen einen Tag später an als der Rest der Gruppe und wurde am Flughafen Helsinki Vaanta am späten Abend abgeholt. Ismael fungierte als Abholperson in Agentenmanier und wartete still und unscheinbar mit dunkler Pilotenbrille und Abholschild neben einer noch unscheinbareren Pflanze bis er nach mehreren leeren Blicken seines "Opfers" schlussendlich erkannt wurde.

Mit einem Mietauto fuhren wir zusammen nach Lohja, ungefähr 45 Minuten Autofahrt westlich von Helsinki - wo unsere Gruppe eine Unterkunft gemietet hatte. 

Die Unterkunft lag leicht ausserhalb von Lohja, erreichbar über einen holprigen Waldweg, an einem der zahlreichen finnischen Seen.

Um Mitternacht kamen wir an diesem Haus am See an, es war jedoch immer noch erstaunlich hell sodass noch bei Ankunft das Haus und das umliegende Gelände begutachtet werden konnte. Auch die Gruppe dachte aufgrund der Lichtverhältnisse noch nicht ans Schlafen, es wurde noch Karten gespielt und "Schrott" gemampft.

Am nächsten Mittag stand für die motivierten, angehenden Venla - Läuferinnen und Jukola - Läufer das zweite Training an, um noch mehr Erfahrungen zum finnischen Gelände zu sammeln. Durch die strategisch gute Lage der Unterkunft waren die Trainings in angenehmer Fahrtzeit zu erreichen.

Isi als Topläufer in unseren Reihen stach als Erster ins Gelände auf der Karte Pitkälammi in der Nähe von Kisko, westlich von Lohja. Er setzte für uns Jasskarten an die Postenstandorte, da nicht bei jedem Posten die Holzböckli zu erkennen waren welche zu früheren Zeiten als Emit-Einheitenhalter gebraucht wurden.

Es ergaben sich danach spontan einige kleine Trainingsgruppen - so gingen zum Beispiel Michi und Joel zusammen und sicherten einander mit den beobachteten Geländestrukturen oder Objekten ab. Weniger fortgeschritten und gemächlicher zeigte sich die Gruppe um Gabriel und Sebastian, welche sich aufs Kompasslaufen und das Erkennen der zahlreichen Sümpfe beschränkte.

Das Gelände rund um den See mitten auf der Karte war wunderschön - schnell zu belaufen, mit guter Sichtweite und ohne grosse Höhenunterschiede, sodass alle auf ihre Kosten kamen. Bei den letzten Posten erschien dann plötzlich Isi wieder, um in Action Fotos und Videos zu schiessen und somit die betroffenen Läufer noch einmal zur Höchstform anstachelte.

Nach dem Training assen wir bei genialem Wetter gemeinsam unseren mitgebrachten Lunch und diskutierten die absolvierte Strecke.

Da Joel auf der Hinfahrt an einem See noch Schwäne entdeckt hatte, war auf der Rückfahrt das Ziel, diese wieder zu lokalisieren und ihm die Möglichkeit zu bieten, sie zu besuchen. Leider waren sie wohl mit anderen Bedürfnissen unterwegs als Joel und haben sich wohl bereits zum Verdauen wieder irgendwo unsichtbar niedergelegt.

Den Nachmittag und Abend verbrachten wir in unserem Haus, nutzten die freie Zeit fürs Einheizen der Sauna und des Hot Pots, zum Baden im See und zur Erholung unserer Gelenke und Muskeln.

Michi und Claudia zauberten Kötbullar mit Stocki zum Nachtessen auf die Teller, um die hungrigen Mäuler zu befriedigen, danach wurde wieder sauniert und gebadet und Nettigkeiten ausgetauscht. Am Abend und über die Nacht besuchte uns noch Marita, welche sich ebenfalls auf die Venla fürs Team 1 (Startplatz 6!) des finnischen Clubs Hiidenkjertäjät vorbereitete.

Zu später Stunde fanden die offiziellen Team-Meetings fürs Venla- sowie das Jukolateam statt. Michi, Isi und Jasmin koordinierten aufgrund ihrer nordischen Erfahrungen diese Meetings. Besprochen wurde der Ablauf unserer Reise an die Jukola, die jeweilige Streckenzuteilung, ein ungefährer Zeitplan anhand der Dauer der jeweiligen Strecken sowie die Handhabung mit dem nordischen Stempelsystem Emit.

Am Freitag war ein wenig früher Tagwache angesagt, da das Bedürfnis bestand nach dem dritten Training noch die Hauptstadt Helsinki zu besuchen. 

Vorerst fuhren wir aber nach dem Frühstück wiederum von Lohja gegen Westen und trainierten auf der OL-Karte Lohilampi ein letztes Mal vor der respekteinflössenden und wichtigsten Staffel der Welt. Die Vorfreude wie auch die Nervosität auf den Samstag war spürbar und sah man auch in den jeweiligen Trainingsleistungen wieder.

Die Meisten kürzten die vorgegebene Strecke leicht ab, um Kräfte zu sparen.

Im Anschluss ans Training fuhren wir - wieder mit aktivem Blick auf die nahen Seen um eventuell das Lieblingstier von Joel zu erspähen, leider wieder erfolglos - zurück in unsere Unterkunft um zu duschen und uns umzuziehen. 

Bis auf Isi, welcher sich dem nahenden Kaderzusammenzug eines Teils der Nati in Estland widmete, kamen alle mit für einen Städtetrip nach Helsinki. Die Gruppe kam kulinarisch auf ihre Kosten - zum guten Bier und einem saftigen Burger reichte es allemal - das Fazit zur Schönheit der Stadt fiel einheitlich und eher flach aus. Natürlich muss erwähnt sein, dass wir in dieser kurzen Zeit kein Gesamtbild dieser Stadt machen konnten. 

Vor der verdienten Bettruhe packten alle ihre Sachen für die anstehenden zwei Tage an der Jukola, denn am nächsten Morgen sollte es früh los gehen, um rechtzeitig und ohne Park-Stau durchzukommen.

Dann ging es am Samstagmorgen um 9 Uhr nach dem Frühstück los. Ismael und Michael fuhren uns in den zwei Autos sicher nach Mynämäki, ungefähr 1 3/4 Stunden weiter westlich von Lohja, nahe der nächsten grösseren Stadt Turku. 

Im Verlauf des morgens hat es angefangen zu regnen, das Klima wechselte von sonnig-warm-erhellend während allen vergangenen Tagen hin zu nass-kühl-düster. Vorbei am eigentlichen Wettkampfgelände erreichten wir dann unseren Parkplatz in Mynämäki, von da mussten wir dann 2 km zu Fuss gehen, bis wir das Wettkampfzentrum erreichten. 

Dieses lag in einem Leichtathletik-Stadion am Waldrand.

Zuerst konnten wir aber unser gemietetes Militärzelt beziehen, welches in 10 Minuten zu Fuss zu erreichen war. Anfänglich waren wir erstaunt, dass in diesem Zelt kein Boden eingebaut war, sondern beim Öffnen des Zelts nur hohes Gras zum Vorschein kam. Abschliessend war die allgemeine Meinung zu diesem Militärzelt aber durchwegs positiv. Es schützte uns sehr gut vor der Witterung, es liess uns ruhig vorbereiten auf unsere Läufe und es war eine kleine Rückzugsoase.

Zeitlich waren wir eher knapp dran für den Start der Venla, der legendären Frauenstaffel. Die Anspannung bei Jasmin, unserer Startläuferin war dementsprechend hoch, die ganze Gruppe konnte sie in starker Teamarbeit aber gut auf die anstehende Leistung vorbereiten.

In der Zeit als sich Jasmin vorbereitete hatte der Rest der Gruppe auch das Clubzelt im Innern der Leichtathletikbahn aufgestellt - dies als Laufvorbereitungsort mit Snacks, Flüssigkeiten und Laufkleider.

Danach war für Jasmin Zeit, sich mit geschätzt 1200 anderen Startläuferinnen in den Startbereich zu begeben. Joel, Gabriel, Carmen, Michelle, Claudia, Michi, Ismael und Sebastian konnten in dieser Zeit den Startbereich, die Übergabezone sowie die steile Startrampe hinauf zum Startposten begutachten und sich danach unter tausenden anderen Zuschauern dem Start der Venla zuwenden.

Punkt 14.00 Uhr ertönte das laute, feuerwerksähnliche Startsignal und die Masse an Startläuferinnen setzte sich in Bewegung. Was für ein eindrücklicher Moment!

Jasmin startete mit der Startnummer 1110 sehr weit hinten im Feld, erschien bei der ersten gemessenen Zwischenzeit aber bereits schon auf Rang 315 und arbeitete sich bis ins Ziel auf den hervorragenden 277. Platz vor. Die Übergabe an Claudia Walti, unsere Verstärkung der OLK Argus funktionierte bestens. Auch sie machte Plätze gut und übergab an 199. Stelle an Carmen, welche danach auf ihrer 3. Strecke die 116. beste Zeit des gesamten Feldes lief und über 70 Plätze gut machte! 

Claudia übernahm dann nochmals das Zepter und lief die letzte Strecke anstatt Michelle, welche bereits im Vorfeld aufgrund einer Knieverletzung Forfait geben musste. Claudia lief unter den Top 200 Teams auf dem Schlussrang 167 für die Venlastaffel der OLG Suhr ein. Nochmals herzliche Gratulation! 

Die ersten Läufer der Jukola hatten sich gegen Ende der Venla bereits ins Militärzelt zurückgezogen, um vorzuschlafen und sich mental in aller Ruhe auf ihren Lauf vorzubereiten. Für die anderen blieb noch Zeit, sich auf diesem riesigen Festivalgelände zu verpflegen oder in einem der grossen OL-Shops das richtige Paar OL-Schuhe zu erwerben.

Nun fing es gefühlt überall ein wenig zu knistern an, denn der Start der Jukola stand kurz bevor. Sogar Ismael, der sonst so abgeklärte Eliteläufer mit viel Erfahrung, wurde vor dem Eintritt ins Startgelände gleich ein wenig kribbelig. 

Um 23.00 Uhr wurde es leise im Stadion, die Nachtlampen des Startfeldes wuchsen zu einem riesigen Lichtkegel an, welcher sich nach dem Ertönen des Startsignals wellenartig in Richtung Startrampe in Bewegung setzte. Wiederum ein absolut fantastisches Bild!

Wir wussten, dass Isi unser TopShot ist, wir waren aber trotzdem erstaunt, dass er wohl in den Top 100 von der 13.9km langen Startstrecke zurückkehren wird. 

Auf Rang 92! konnte er Röthlisberger-intern an Michi übergeben, welcher auf seiner 12km langen 2. Strecke mitten im aufgekommenen Gewitter und starken Regen ebenfalls eine starke Ablösung ohne grosse Fehler lief und an 127. Stelle an Joel übergeben konnte. 

Joels unermessliche Nervosität vor seinem Start schien sich, sobald er die Karte bei der Übergabe bekam in Adrenalin umzuwandeln, sodass er auf seiner 15km langen Strecke die 277. beste Zeit lief und dann dieses Mal Mösch-intern an 158. Stelle an Gabriel übergab.

Wir wussten, dass an diesem Punkt unser explosivstes Pulver verschossen war, trotzdem waren wir noch heiss wie Frittenfett! 

Gabriel setzte sich im gewohnten Mösch-Laufstil in Bergläufermanier über den steilen Starthang in Bewegung und konnte aufgrund der nur kurzen Dunkelheit in Finnland bereits ohne Stirnlampe um 3:30 Uhr am Morgen in den Wald stechen.

Während Gabes 8,5km verfolgte ein Teil der Gruppe im Campingstuhl auf der grossen Live-TV-Leinwand, wie das Titelverteidiger-Team von Stora Tuna OK (SWE) um die Gebrüder Svensk ihren anfänglichen Rückstand in einen Vorsprung umwandelten.

Nicht so Carmen, welche wieder gestärkt und nach einem kurzen Nap erholt im Startbereich auf Gabriel wartete. Sie übernahm an 239. Stelle von Gabriel und verlor auf ihrer Jukola-Ablösung gerade mal 1! Platz, Chapeau!

Nun war es auch für Sebastian Zeit. Auf ihn warteten 14,4 km, was für ihn längenmässig ein Novum war. Jedoch konnte er nun bei den ersten Sonnenstrahlen am Sonntagmorgen um 6:25 Uhr von Carmen übernehmen.

Die Eindrücke im Wald waren fantastisch! Das Gelände wechselte sich ab von steinig/felsig hin zu offen/moosig zu kahl und sumpfig. Viele Bäche mussten übersprungen und viele felsige Plateaus überwunden werden. Durch die Menge an Läufern entstanden auf den Idealrouten neue Wege im Wald, welche, wenn man den richtigen getroffen hatte, eine Orientierungshilfe darstellten. 

Unserem Richtplan, welchen wir im Vorfeld erstellten, um ungefähr zu wissen, wann die Ablösungen stattfinden werden, waren wir bisher etwa eine halbe Stunde voraus, planmässig würden wir aber kurz vor dem Massenstart um 9 Uhr an unseren letzten Läufer übergeben. Das Ziel war gesetzt und so kam es auch. Sebastian konnte bei wunderschönem Wetter und kühlem Wind um 8:55 Uhr im Ziel einlaufen, währenddessen Isi bereits an der Kartenwand darauf wartete mit allen anderen Läufern auf den Massenstart zu gehen. 

Ismael hatte sich von seiner Startstrecke anscheinend so gut erholt, dass er die Schlusstrecke, wohlgemerkt mit 17 km die Längste der 7 Ablösungen, mit der 62. besten Zeit des gesamten Feldes absolvieren konnte und das Jukola-Team der OLG Suhr (Isi lief die letzte Strecke übrigens unter dem Namen des aktuell jüngsten Mitglieds der OLG) wieder in die Top300 auf den hervorragenden 239. Rang führte. Das verdient riesen Respekt und eine noch riesigere Gratulation!

Der Rest der Gruppe war mittlerweile ausgeschlafen und hatte das Militärzelt sowie das Clubzelt wieder abgebaut. So konnten wir Isi nach Dusche und Sauna gleich aufgabeln, ihn nach Turku an den Bahnhof fahren und ihn mit einem Teil der OL-Nati nach Estland weiterreisen lassen.

Den angebrochenen Sonntag und leider den letzten Tag unseres Finnland-Abenteuers liessen wir bei einer feinen Pizza in einer Trattoria in Lohja und am Abend alle zusammen im geheizten HotPot ausklingen.

Ein gebührender Dank geht raus an Michi und Jasmin für die Organisation dieses Erlebnisses, an Jasmin, Michi und Ismael für die Erfahrungstipps in nordischem Gelände und an die ganze Gruppe, weil es ohne sie nie so Spass gemacht hätte und es so gemeinsam zu einem einzigartigen Erlebnis wurde.

Sebastian Vontobel