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Von meterhohen Brennnesseln, vermeintlichen Einzelbäumen und einem Vielsaft-Trank

Reto Baur gewinnt den Clubmeisterschaftstag vor Christian Bieri und Bernadette Schenkel. Dank einem Altersbonus im Wertungssystem des Organisators Janis Muoth räumen die Senioren ganz gross ab. Es berichtet wie gewohnt der Zweitplatzierte.

Janis Muoth organisierte mit Hilfe seiner Eltern Dominik und Jacqueline sowie Gabriel «Mötzli» Mösch einen würdigen Clubmeisterschaftstag im grünen Distelberg. Trotz sommerlich warmen Temperaturen und bereits sehr hohem Bodenbewuchs hatten die Clubmitglieder grossen Spass bei zwei spannenden Disziplinen. Wie üblich lag es am Organisator, ein mehr oder weniger durchschaubares Wertungssystem zu bestimmen. Nach zwei Jahren mit extrem jungen Siegern scheint Janis vom Erbarmen mit der älteren Generation getrieben worden zu sein: Da die in den beiden Disziplinen erreichten Punkte schliesslich mit dem Lebensalter multipliziert wurden, waren die Seniorinnen und Senioren für einmal deutlich bevorteilt. Allerdings wusste das vor der Rangverkündigung noch niemand.

Kurz nach der Besammlung beim Waldhaus Unterentfelden starteten 16 Clubmitglieder zu einem Skore-OL. Dabei gab es der Fairness halber drei Stärkeklassen. An den Posten mussten Lösungsbuchstaben notiert und schliesslich zu einem Lösungswort zusammengesetzt werden. Warum der Organisator mich Oldie in die stärkste Klasse eingeteilt hatte, bleibt sein Geheimnis. Auf jeden Fall nahm ich mir vor, angesichts der meterhohen Brennnesseln längst nicht alle Posten anzulaufen (wie kommt ein Bahnleger auf die Idee, einen Posten im Juni in ein Trichterloch in doppelt schraffiertem Grün zu setzen??), sondern das Lösungswort vorher zu erknobeln, auch um Kräfte zu sparen für den Rest des Nachmittags. Dieses Vorhaben misslang gründlich, als ich nach neun Buchstaben noch keine Ahnung hatte und auch nach dem zehnten Buchstaben vor der seltsamen Buchstabenkombination ORULCZSKET stand. Es half nichts, auch der letzte Posten musste noch aufgesucht werden. Glücklicherweise begegnete ich jedoch auf der Eppenbergstrasse zwei Dritteln des Schwammberger-Trios, welche offensichtlich von Anfang an auf Teamwork gesetzt und nun Jasmin noch zum letzten Posten beordert hatten. Wenig später stiess auch noch Mister President zur wartenden Gruppe und fast gleichzeitig brachte Jasmin ein «W» wie Wald aus dem Wald. Mit fünf Fragezeichen auf fünf Gesichtern machten wir uns auf dem Weg in Richtung Ziel beim Jägerunterstand, doch würde uns das Lösungswort auf dem Weg dorthin irgendwie offenbart? Glücklicherweise hatte ich den Geistesblitz, als ich mit dem Teilwort «Stock» experimentierte und schliesslich den «Wurzelstock» errat. In jugendlicher Frische hängte ich meine vier Begleiter ab und erreichte so das Ziel im vorderen Ranglistendrittel – was sich später als Grundlage für meinen Podestplatz herausstellen sollte.

Frisch gestärkt mit Wasser und Ice Tea erklärte uns Janis die zweite Disziplin: Eine Dreieck-Stafette. Ob jemand nicht wisse, wie dies funktioniert? Als einziger erhob ich die Hand, weshalb ich mir den Tadel meiner Tochter anhören musste, da ich doch letztes Jahr im Ferienkurs genau eine solche Dreieck-Stafette als Abschlusswettkampf miterlebt hätte. Wie dem auch sei: Die Erklärung dieses äusserst komplizierten Formats war wohl auch für andere erhellender, als sie vorgaben. In Vierer-Teams sollten also je drei Strecken im Wechsel gelaufen werden, wobei jedes Teammitglied am Schluss eigentlich eine ganze Runde gelaufen ist. Allerdings konnten die Posten unterwegs individuell auf die einzelnen Strecken aufgeteilt werden – nur die drei Startpunkte als Übergabestellen waren vorgegeben. So kam noch etwas Taktik ins Spiel. Als ich sah, dass ich auf der Startstrecke gegen die Jungspunde Kasimir und Dominik laufen würde, erachtete ich es als meine Pflicht, heimlich vor dem Start einen kleinen Blick auf die Karte zu erhaschen, um nicht gleich von Beginn weg in einen uneinholbaren Rückstand zu geraten. Mit dem Startschuss sprintete ich also gleich los in Richtung Roggehusebächli, dicht gefolgt von Kasimir und Dominik. Interessanterweise zweigte Dominik dort beim ersten Posten Richtung Startpunkt 3 statt 2 ab. Damit war der Beweis erbracht, dass ich nicht der einzige war, der für dieses Wettkampfformat noch ein paar Erklärungen nötig hatte. Mit Kasimir im Nacken ging es Richtung erster Übergabeposten. Dort wartete Bernadette auf mich. Diese hatte sich von Harry Potter inspirieren lassen und einen Vielsafttrank mit den Haaren von Mötzli getrunken. Sie wirkte nun mindestens 30 Jahre jünger, um einiges männlicher, etwa zwei Köpfe grösser und wohl fast doppelt so schwer. Diese Taktik unseres Teams war der Schlüssel zum Erfolg: Als Mötzli getarnt hängte Bernadette die Konkurrenz ab, Céline und Mister President liefen ihre erste Ablösung souverän und ich konnte mich mit riesigem Vorsprung auf die zweite Etappe machen. Dort war das erste Postenobjekt ein «Einzelbaum». In einem Wald ist das wirklich ein sehr originelles Objekt, das fast zweifelsfrei zu identifizieren ist. Abgesehen davon versperrten auf direktem Anlaufweg erneut meterhohe Brennnesseln und Brombeeren den Zugang zum (vermuteten) Postenstandort. Nach zwei Anläufen umlief ich das Hindernis via Waldsofa der Spielgruppe, verlor aber rund drei Minuten und befürchtete schon wieder den Atem von Kasimir und Dominik hinter mir. Dem war aber nicht so. Diesmal konnte ich als erster an Bernadette (die immer noch wie Mötzli aussah) übergeben, mit weiterhin komfortablem Vorsprung, jedoch im Wissen, dass die anderen teilweise andere Routen gewählt und bereits mehr Posten absolviert hatten. Auf der dritten Strecke schliesslich wollte ich nichts mehr anbrennen lassen. Leider aber führte mich Jasmin beim allerletzten Posten absichtlich und böswillig in die Irre, sodass ich wiederum eine Zusatzschlaufe drehen musste. Trotzdem war der Vorsprung immer noch gross, als ich meine drei Etappen absolviert hatte, einmal mehr die bärtige Bernadette auf den Weg schickte und im Ziel auf meine Mitstreiter wartete. Doch ich wusste auch, dass die anderen Teams auf der Schlussschlaufe teilweise kürzere Wege zu absolvieren hatten. Der Rennausgang wurde tatsächlich noch unerwartet spannend: Erst im Zielsprint rang Mister President Tirza knapp nieder, sodass unser Team äusserst knapp die Maximalpunktzahl holte. Diese war jedoch für die Wertung längst nicht so wichtig wie die Wertung aus dem Skore-OL und vor allem: Wie der Altersbonus.

Nun durften wir uns über das reichhaltige Dessertbuffet aus dem Hause Muoth hermachen, ehe Janis zur Rangverkündigung schritt: Mit Bernadette Schenkel schaffte es die älteste Teilnehmerin in diesem Jahr als Dritte aufs Podest, ich verfehlte den angestrebten dritten Rang als Zweiter nur knapp, und Reto Baur stieg gleich bei seiner Premiere zuoberst aufs Treppchen. So freuen wir uns auf die Ausgabe 2024 in der Aarauer Telli.

Herzlichen Dank an Janis Muoth mit Dominik und Jacqueline für die Organisation und die Verpflegung und an Mötzli für die technische Unterstützung!

Der Zweitplatzierte: Christian Bieri